VIVA LA PAPPA COL POMODORO (ES LEBE DIE TOMATENSUPPE)
(Nino Rota-LIna Wertmüller) - Rita Pavone, 1965
Ich war in die RCA-Studios gerufen worden, um die Aufnahme eines Soundtracks und der dazugehörigen LP für eine Sendung der RAI zu koordinieren. Es handelte sich um die achtteilige TV-Serie Il Giornalino di Gian Burrasca (Das Tagebuch von Gian Burrasca) nach dem gleichnamigen Roman, den der Florentiner Luigi Bertelli unter seinem Pseudonym Vamba Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben hatte. Der Beginn der Dreharbeiten war für Juni vorgesehen, für die Hauptrolle war zur allgemeinen Überraschung Rita Pavone verpflichtet worden, die restliche Besetzung bestand aus erstklassigen italienischen Schauspielern und Regie führte Lina Wertmüller. Lina und ich hatten uns 1957 kennengelernt - damals spielte ich unter ihrer Leitung neben Delia Scala und Carlo Dapporto eine Rolle in der Musikalischen Komödie L’adorabile Giulio (Der bezaubernde Julius) - und seither waren wir eng befreundet.Mir oblag die verantwortungsvolle Aufgabe des rechtzeitigen künstlerischen und technischen Arrangements der Melodien und Lieder der Serie, die allesamt aus der Feder eines großen und für mich unvergesslichen Maestro stammten: Nino Rota, der die Musik zu allen Meisterwerken Federico Fellinis komponiert hatte. Als er Rita und mir zum ersten Mal Viva la pappa col pomodoro vorspielte, die Hymne der Internatsschüler an die Tomatensuppe, waren wir zunächst mehr als skeptisch: Der Rhythmus war eine Art altmodisches Menuett, und biss sich regelrecht mit dem jugendlichen „Image” Ritas und ihrer Fans. Und hier zeigte sich die Bescheidenheit des wahrhaft großen Meisters: Rota nahm bereitwillig zwei Anregungen auf, die ich vorgebracht hatte: Zum Einen arrangierte er das Stück im „Bounce-Tempo”, wodurch es für Millionen von Jugendlichen „tanzbar” wurde. Zum Anderen ließ er die Anfangspassage vom österreichischen Zitherspieler Anton Karas interpretieren, dem Autor des berühmten Soundtracks zum Film Der dritte Mann. Mit Karas war ich vor Urzeiten, in den Fünfziger Jahren, erstmals auf Teatertournee gegangen, und später hatte ich ihn einmal persönlich aus seinem Wiener Restaurant „abgeführt“, wo ich – nebenbei bemerkt – Renata Tebaldi kennengelernt hatte, „Besitzerin“ einer der schönsten Opernstimmen des vergangenen Jahrhunderts und daneben eine äußerst faszinierende Frau. Mit ihr hatte ich damals einen unvergesslichen Abend auf der Tanzfläche verbracht.
Aus: Reno, Teddy, Ricordi, Rom, Gremese, 2001, S. 135-136