Tränen aus dem Grammophon

Tragödien auf hoher See, erzwungene oder gekaufte Zweisamkeit, Trennungsschmerz und Liebe ohne Hoffnung - im Mittelpunkt des Gesangsrepertoires der um die Jahrhundertmitte in Italien populären sentimental-larmoyanten Strömung stand das weibliche Universum in all seinen Facetten: Herzlose sowie vom Schicksal gebeutelte Frauen, Püppchen, ewige Jungfrauen, unglücklich Liebende, Madonnen, Heilige des Alltags und blonde Ausländerinnen. Die einzige Ausnahme bildete Pierrot, dessen Träne bekanntlich Teil seiner Maske war. Pionier dieses höchst melodramatischen Genres war Armando Gill, dessen Come pioveva (Wie es regnete, 1918) noch heute, hundert Jahre später, als Prototyp des Torch Song made in Italy gilt.