DIE NEAPOLITANISCHE KANZONE

DIE NEAPOLITANISCHE KANZONE

In der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts verfolgte die neapolitanische Kanzone ihren Weg der Innovation konstant weiter und bezog ihre Inspiration vornehmlich aus ausländischen Stilmitteln, welche sie perfekt sowohl in ihr Melodien- als auch in ihr Textrepertoire zu integrieren vermochte - so flossen beispielsweise Elemente des Rock ‘n’ Roll und lateinamerikanische Rhythmen wie etwa der Cha-Cha-Cha in die Kanzone ein. Dieses Restyling war u. a. auf den Einfluss der zahlreichen Amerikaner zu verdanken, die sich auch zu Friedenszeiten in Neapel und Umgebung aufhielten: In den Lokalen rund um den Golf, die von Soldaten und Touristen wimmelten, wagten die angehenden Sänger ihre ersten Schritte, exhibierten sich gleichzeitig in englischer und italienischer Sprache sowie in neapolitanischem Dialekt und brachten so eine Stilmischung und ein Repertoire hervor, das perfekt dem kosmopolitischen Trend der Fünfziger Jahre entsprach. Lag die Blütezeit der klassischen neapolitanischen Kanzone zweifellos in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen, so haben diese neuen Mixformen dennoch zahlreiche international geschätzte musikalische Standards hervorgebracht. Das 1952 - ein Jahr nach der Premiere Sanremos – ins Leben gerufene Festival di Napoli, auf dem neben in der Stadt ansässigen Künstlern auch Interpreten aus ganz Italien auftraten, war Teil einer musikalischen Expansionsstrategie, die das neapolitanische Liedgut erneut landesweit lancieren sollte. Seine Ära ging 1970 zu Ende (in den Folgejahren unternommene Wiederbelebungsversuche verliefen weitgehend erfolglos), als sich eine neue Generation von Musikern von der mittlerweile als überaltert empfundenen Kanzone ab- und der Neapolitan Power zuwendete, einem Sound, der mit den Strömungen des Rock, Blues und Soul kokettierte und so die Stimmung der Zeit treffend widerzugeben vermochte. In jenen Jahren beherrschten Popmusikfestivals die Szene Neapels, das Gesangsrepertoire erweiterte sich um zahlreiche neue Tendenzen, und einziger gemeinsamer Nenner blieb der Dialekt der Texte. Gleichzeitig erweckten andere Musiker jedoch ein Liedgut zu neuem Leben, dessen Ursprünge noch auf die Zeit vor der Geburtsstunde der eigentlichen neapolitanischen Kanzone zurückreichten: Die schriftlich oder mündlich überlieferte Tradition der kampanischen Volksmusik, in die zahlreiche Bezüge sowohl zum Theater als auch zu den musikalischen Ausdrucksformen der bildungsbürgerlichen Elite einflossen. Diese Strömung mündete in ein Revival des Folk, während ein anderer Teil des neapolitanischen Gesangsrepertoires nachhaltig von den Tendenzen des Pop, der Disco Musik und des Rap beeinflusst wurde. Die Jahrtausendwende schließlich läutete die Ära der Neomelodiker ein, die sich bald in ganz Süditalien großer Beliebtheit erfreuen sollten.
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