TÄNZE

Unmittelbar nach Kriegsende entdeckte Italien seine Tanzlust wieder. Allerorts auf der im Wiederaufbau begriffenen Halbinsel eröffneten Tanzlokale, und aus den Grammofonen ertönten amerikanische Rhythmen, allen voran der Boogie Woogie, der im Zuge der Befreiung von den alliierten Soldaten ins Land gebracht worden war.
Mitte der Fünfziger Jahre brach die Welle des Rock ‘n’ Roll über Italien herein, der in exklusiven Lokalen zu von DJs aufgelegten Platten getanzt wurde und die Geburtsstunde einer ersten internationalen Jugendkulturbewegung einläutete. Die frühen Sechziger Jahre standen im Zeichen einer Vielzahl von Modetänzen, von denen sich einige nicht länger als eine Saison halten, andere hingegen, wie beispielsweise der Twist oder der Hully Gully überleben und noch heute ihren festen Platz im Repertoire zahlreicher Tanzorchester einnehmen sollten. Die Paartänze wichen freien Bewegungen ohne jeglichen Körperkontakt, und anstatt ausgearbeiteter, alle Tänzer einbeziehender Choreografien beherrschte der „Freistil“ des Shake die Tanzflächen, Bewegungen ohne festes Schrittschema, die sich für sämtliche Rhythmen (vom Beat bis zum Rhythm & Blues) eigneten, das Paar als solches obsolet erscheinen ließen, stattdessen einen individualistischen Tanzstil – alleine, im Kreis oder vor dem Spiegel – propagierten und so dem Zeitgeist der ausgehenden Sechziger Jahre perfekt Rechnung trugen. Mitte der Siebziger Jahre wurden schwarze und lateinamerikanische Rhythmen erneut aktuell, und vor allem dank der Disco Music, die von einer ausschließlich für die Diskotheken bestimmten Schallplattenproduktion profitieren konnte, erlebte der Tanz - nach Jahren, in denen die jungen Generationen auf Festivals und Rockkonzerten Musik vorwiegend als Zuhörer konsumiert hatten – ein außerordentliches Revival. Dieser Trend sollte sich auch in den Achtziger Jahren fortsetzen, und mit der Verbreitung einer international ausgerichteten Popmusik (wie New Wave, Synthie Pop, New Romantic und anderen Untergattungen), verlor die italienische Musik- und Tanzszene endgültig ihren provinziellen Charakter. Die verschiedenen Genres des Pop ebneten schließlich den Weg für die Ausbreitung des Rap und der mit ihm verbundenen Tanzstile, wie etwa dem Breakdance oder dem Freestyle, die ihren Ursprung in den Straßen und Underground-Lokalen der amerikanischen Metropolen hatten.
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